Wie entsteht Bindung?

Bonding - eine Mutter hat ihr Neugeborenes auf sich liegen

John Bowlby, der Begründer der Bindungstheorie sagt es so: „Es handelt sich um eine enge und emotionale Beziehung zwischen zwei Menschen.“ Genetisch bedingt suchen sich Kinder eine Bindungsperson, um zu überleben. Sie sind auf einen Erwachsenen angewiesen, der sich ihren Bedürfnissen annimmt und diese erfüllt. Häufig ist diese Hauptbindungsperson die Mutter, da Babys diese bereits kennen. Ein Baby hat auch weitere Bindungspersonen wie den Vater oder die Oma, welche es auch beruhigen können, wenn die Hauptbindungsperson nicht verfügbar ist.

Wie entsteht Bindung?

Bindung entsteht bereits ab Befruchtung. Geläufiger ist jedoch, dass Bindung in den ersten Minuten, Stunden, Tagen und Wochen nach der Geburt entsteht. Das so genannte ‚Bonding‘ dient dem Aufbau einer guten und stabilen Bindung zu deinem Kind. Insbesondere in den ersten 12 Lebenswochen ist es wichtig, dass du viel mit deinem Neugeborenen kuschelst, es trägst und wiegst. Nackter Hautkontakt und Berührungen fördern eine gute Bindung. In den ersten Monaten kann kein Baby verzogen werden, es braucht die Nähe zur Hauptbindungsperson, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Leider gibt es Situationen, wo ein Bonding in den ersten Wochen nicht möglich ist. Keine Sorge, es kann trotzdem noch eine stabile und sichere Bindung aufgebaut werden. Auch die folgenden Monate sind wichtig für eine gute Bindung.

Was macht eine gute Bindung aus?

Eine gute Bindung zeichnet sich dadurch aus, dass die Hauptbindungsperson auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert und diese befriedigt. Das bedeutet nicht, dass du dich für dein Kind aufopfern musst, ihm alle Wünsche erfüllst und Konflikte vermeidest. Eine gute Bindung entsteht in den kleinen Momenten des Alltags. Es bedeutet, dass du deinem Kind zuhörst, dass du es tröstest, mit ihm lachst und intensive Zeit verbringst. Bindung entsteht durch gemeinsame Erfahrungen.
Dies bedeutet auch nicht, dass dein Kind nicht Weinen darf. Es hat ein Recht darauf traurig zu sein, so wie wir auch traurig sein dürfen. Bindung bedeutet, dass du dein Kind in seinen Gefühlen unterstützt und für dein Kind da bist.
Eine unsichere Bindung entsteht, wenn Kinder negative Reaktionen auf ihre Emotionen erlebt haben. Eventuell wurde ihr Weinen lange ignoriert und auf ihre Bedürfnisse wurde nicht eingegangen. Dadurch lernen Kinder, dass sie in Zukunft ihre negativen Gefühle nicht mehr zeigen. Sie sind verunsichert.

Warum ist eine gute Bindung so wichtig?

Nur Kinder, die eine gesunde und stabile Bindung haben, können sich gesund entwickeln. Eine gute Bindung bildet das Fundament für die Persönlichkeitsentwicklung. Sie fühlen sich sicher und geborgen und trauen sich Neues auszuprobieren, solange ihre Bindungsperson in der Nähe ist. In schwierigen Lebensphasen können sie sich auf ihre Bindungsperson verlassen und vertrauen dieser. Häufig verhalten sie sich sozialer und weniger aggressiv. Oftmals ist auch die Sprach- und Gedächtnisentwicklung besser.

Wie kann ich die gute Bindung weiter stärken?

Wenn du bereits eine gute Bindung zu deinem Kind aufgebaut hast, so solltest du diese auch weiterhin stärken. Du solltest jeden Tag etwas bindungsbringende Zeit mit deinem Kind einplanen. Es reichen schon 15-30 Minuten, in denen du dein Handy zur Seite legst und auch den Haushalt warten lässt. Qualität ist wichtiger als Quantität. Dein Kind sollte sich in dieser Zeit wohl fühlen und deine 100%ige Aufmerksamkeit bekommen. Ich empfehle vielen Familien, dass sie nach dem Abendessen eine intensive Zeit mit ihrem Kind verbringen. Dies füllt auch den ‚Kuschel-Akku‘ für die Nacht.

Was hat Bindung mit Schlaf zu tun?

In meinen Beratungen spielt das Thema Bindung eine große Rolle. Viele Eltern haben Angst, dass sie die Bindung zu ihrem Kind negativ beeinflussen oder sogar kaputt machen. Nur Kinder mit einer sicheren Bindung sind bereit Neues zu lernen und nachts loszulassen. Häufig geht es genau darum in meiner Beratung. Ich stelle sicher, dass im Tagesablauf ausreichend bindungsbringende Zeit eingebaut wird und dass die Kinder in ihren Gefühlen unterstützt werden, damit sie sich sicher und geborgen fühlen. Kein Kind wird schreiend allein gelassen. Jedes Kind wird in seinen Gefühlen unterstützt und eine Bindungsperson begleitet sie im Lernprozess. Durch den engen Kontakt zu meinen Familien, kann ich sicherstellen, dass richtig auf die Bedürfnisse reagiert wird und die Bindung weiter gestärkt wird.

Gute Nacht!